Tal der Traeume by Shaw Patricia

Tal der Traeume by Shaw Patricia

Autor:Shaw Patricia
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-12-28T00:00:00+00:00


Harriet verbrachte zwei ruhige Tage allein, bevor Lena nach ihr sah, sich für ihre Abwesenheit entschuldigte und unter Gelächter erklärte, sie sei auf einer Dinnerparty gewesen, die geschlagene zwei Tage gedauert habe. Harriet sah sie erstaunt an. »Wie ist das möglich?« »Ganz einfach, wir waren bei den Sinclairs. Alle haben sich so gut amüsiert, dass niemand nach Hause gehen mochte. Es ging immer weiter.« Allmählich schwante Harriet, dass William diese Leute doch nicht so gut kannte. »Aber jetzt mal im Ernst, wie gefällt dir mein neues Kostüm?« Harriet hatte das blassblaue Kostüm mit der bestickten Jacke, der adretten Bluse und dem langen Bahnenrock schon bewundert. »Es ist wunderschön. Ungewöhnlich. Die neueste Mode?« »Für tagsüber schon. Ich habe eine großartige Schneiderin aufgetan, da gehen wir heute früh hin.« »Was willst du dir machen lassen?« »Nicht ich, du. Du kannst einfach nicht mehr in diesen schweren, gerafften Röcken herumlaufen, und die Ballonärmel sind völlig aus der Mode.« »Ich dachte, sie seien der letzte Schrei. Zu Hause in Darwin jedenfalls.« »Oh nein, du brauchst nur einen leichten Puffärmel so wie hier, das ist weicher. Kein Raffungen und Überröcke auf den Hüften mehr. Die Linie ist schmaler geworden, man trägt Glockenröcke. Es hat alles mit der Taille zu tun, man bezeichnet sie als Wespentaille. Du musst dein Korsett enger schnüren, damit es richtig wirkt.« Bald schon war Harriet einer französischen Schneiderin namens Mimi auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Sie beschäftigte ein halbes Dutzend chinesischer Damen, die in einer Nische hinten im Laden eifrig nähten. Die Art, in der sie und Lena über Harriets Geschmack sprachen, schüchterte sie so sehr ein, dass sie am Ende eine komplette neue Garderobe orderte, Batist und Leinen und Seide in zarten Pastelltönen, dazu endlose Spitzen. »Ihre Kleider machen sie alt und unmodern«, meinte Lena. »Diese hier sind viel flotter und wirken sehr chic.« »Ja, harte Farben sind völlig unmodern«, stimmte ihr Mimi zu. »Aber Madame ist so groß, so schön, die neuen Farben werden ihr ausgezeichnet stehen. Nur das Haar… zu viel Haar.« Harriets Freude über die Komplimente verlieh ihr neues Selbstvertrauen. »Da lässt sich nichts machen, es ist eben sehr lang.« »Zu lang, Madame. Und vorn eingerollt, das sieht matronenhaft aus. Diese dicken Rollen erdrücken Ihr Gesicht. Sie haben schöne Züge, Sie sollten Ihr Haar abschneiden lassen.« »Sie hat Recht!«, rief Lena und setzte den Hut ab, um zu demonstrieren, dass sie ihr eigenes weiches, blondes Haar nur schulterlang trug. »Aber mein Haar ist glatt«, stöhnte Harriet. »Ich wüsste nicht, was ich mit kurzem Haar anfangen soll.« »Dann wirkt es aber geschmeidiger«, erklärte Lena strahlend, »nicht mehr wie ein dickes Vogelnest. Oder du könntest dir Locken machen lassen. Meine Zofe legt mir oft Locken.« Harriet wagte nicht, diesen eleganten Frauen zu gestehen, dass sie keine Zofe besaß. Sie eilten mit ihr zu einem Damenfriseur, einer Institution, die in Darwin nicht existierte, dort gab es nur einen Barbier. Harriet weinte beinahe, als ihr hüftlanges Haar in Strähnen zu Boden fiel und einfach wie Abfall weggekehrt wurde. Der Friseur ging



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